Liuthar-Evangeliar

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Liuthar-Evangeliar

Das Benediktinerkloster der Insel Reichenau war zur Zeit der ottonischen Könige und Kaiser eines der berühmtesten Zentren der abendländischen Buchmalerei. Aus seinem Skriptorium sind nahezu sechzig einzigartige Prachthandschriften erhalten, wobei das Liuthar-Evangeliar zu den kostbarsten Kunstschätzen seiner Zeit zählt. Es ist ein Meisterwerk des Reichenauer Buchmalers und Schreibers Luithar, der sich auf der Widmungsseite der Handschrift selbst nicht abbildet, aber durch seine Worte dem Kunstwerk eine ganz besondere Bedeutung gibt: „Möge Gott dein Herz mit diesem Buch bekleiden, o erhabener Otto, erinnere dich an Liuthar, von dem du es erhalten hast.“

Das Evangeliar aus Liuthars Hand leitet einen großen Stilwandel ein. Die Darstellungen seiner Bilder auf Goldgrund waren eine bahnbrechende Neuerung in der Buchmalerei des Abendlandes. Gemeinsam mit neun weiteren Werken der Reichenauer Schule wurde das Liuthar-Evangeliar 2003 in die Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes aufgenommen. Als sein bekanntestes Motiv gilt das Herrscherbild Otto III. Es rückt den Kaiser in einer nie zuvor gesehenen Inszenierung in die unmittelbare Nähe Christi. In der Darstellung greift die Hand Gottes aus heiterem Himmel von oben auf Otto herab und setzt ihm die Krone auf den Kopf. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass der Kaiser sich zwar für einen göttlichen Menschen hält, dass seine Macht aber von niemand anderem als von Gott allein stammt.

Viele Quellen weisen darauf hin, dass dieses Kunstwerk um das Jahr 1000 von Kaiser Otto III. dem Aachener Krönungsstift St. Marien zu seiner Gründung geschenkt wurde.

Hier diente es viele Jahrhunderte lang auch als Schwurevangeliar für die in Aachen gekrönten Kaiser und Könige. Heute zählt Liuthars Werk zu den wertvollsten Handschriften der Aachener Domschatzkammer und ist eines der Spitzenexponate der Großen Landesausstellung  „Klosterinsel Reichenau  – Welterbe des Mittelalters“.

Kerninformationen

Das Archäologische Landesmuseum in Konstanz und die Insel Reichenau sind vom 20. April bis 20. Oktober 2024 die Schauplätze der Großen Landesausstellung „Klosterinsel Reichenau – Welterbe des Mittelalters“, die vom Badischen Landesmuseum ausgerichtet wird. Die Hauptwerke der Reichenauer Handschriften wurden 2003 als „kulturgeschichtlich einzigartige Dokumente, die exemplarisch das kollektive Gedächtnis der Menschheit repräsentieren“ zum UNESCO-Weltdokumentenerbe ernannt. Anlässlich des Jubiläums „1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ führt das Badische Landesmuseum diese einmaligen und kostbaren Kunstwerke erstmals seit Jahrzehnten in diesem Umfang wieder am Bodensee zusammen. In einer der spektakulärsten Sonderausstellungen Europas entsteht am Benediktinerplatz in Konstanz eine beispiellose Schatzkammer der Kultur- und Zeitgeschichte.

Weitere Informationen unter: https://www.landesmuseum.de/reichenau


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